Mai 20, 2024

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Wenn Deutschland wieder „Made in Germany“ sagt

Wenn Deutschland wieder „Made in Germany“ sagt

In der deutschen öffentlichen Debatte wird die Episode immer wieder als eines der bedeutendsten Anzeichen für den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands dargestellt. Der Luxus-Hausgerätehersteller Miele, der unter sinkenden Bestellungen und steigenden Kosten litt, gab im Februar seine Absicht bekannt, den Großteil seiner Produktion nach Polen zu verlagern. Das Unternehmen, ein Symbol für „Made in Germany“ bei Haushaltsgeräten, zieht sich aus der Produktion seiner beliebten Haushaltswaschmaschinen in Deutschland zurück. Betroffen waren 2700 Arbeitsplätze, insbesondere im nordrhein-westfälischen Gütersloh, dem Stammsitz des vor 125 Jahren gegründeten Familienkonzerns.

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Vor dem Hintergrund eines allgemeinen Investitionsrückgangs zählt Miele zu den deutschen Unternehmen, die lieber im Ausland investieren oder ihre Produktion statt in Deutschland verlagern. Hinter den jüngsten vielbeachteten Ankündigungen großer Branchengrößen (Bosch, ZF, Continental), in Deutschland Tausende Arbeitsplätze abzubauen, stehen viele mittelständische Unternehmen in Gefahr. Laut einer Ende März veröffentlichten Umfrage der IG Metall unter 2.500 Betriebsräten investieren 50 % der Unternehmen zu wenig in ihre Standorte jenseits des Rheins.

„Anstatt sich aktiv mit aktuellen Herausforderungen auseinanderzusetzen, hinterfragen Unternehmen zunehmend Standorte und Beschäftigung“, unterstreicht die Gewerkschaft. Eine Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages vom März ergab, dass 35 % der Unternehmen, die im Ausland investieren, dies aus Kostengründen tun und keine neuen Märkte mehr erschließen. Das IFO-Institut betonte im April, dass die beiden am stärksten betroffenen Sektoren energieintensive Industrien und die Automobilindustrie seien.

„Neben den Energiepreisen gibt es auch einen enormen Aufschwung, den das Automobil in Richtung Elektrifizierung und Digitalisierung bewältigen muss. Das bedeutet, dass viele Unternehmen versuchen, Kosten durch eine Umstrukturierung ihrer Produktion zu senken.“, bestätigt Oliver Falk von IFO. Dieser Mangel an Investitionen hat dramatische Auswirkungen auf die Modernisierung des Landes. Nach Angaben der KfW-Bank stagnieren die Unternehmensausgaben in Deutschland, die 55 % der Investitionsanstrengungen des Landes ausmachen, seit einem Jahrzehnt unter dem Niveau der 1990er Jahre.

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Im Kontext der digitalen und ökologischen Transformation reichen sie eindeutig nicht aus, um den Produktionsapparat des Landes zu erneuern. Ausländische Konzerne können den Trend nicht umkehren: Laut einem Anfang Mai veröffentlichten EY-Barometer sind die Investitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland innerhalb von sieben Jahren um 35 % gesunken, den niedrigsten Stand seit zehn Jahren.

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